Für die Auswahl der Mikrofinanzinstitute wurden spezielle Positiv- und Negativkriterien für Mikrofinanzinvestitionen entwickelt. Durch den Anlagebeirat - Globale Verantwortung werden diese Kriterien kontinuierlich weiterentwickelt und geschärft. Abhängig von der Kreditsättigung der Region bzw. des Landes müssen die MFI unterschiedliche Kriterien für eine Finanzierung erfüllen. Je gesättigter und entwickelter der Markt, desto mehr Positivkriterien sind zu entsprechen. Die reine Kreditvergabe ist dann nicht mehr ausreichend. Die MFI müssen den Endkunden also einen höheren, zusätzlichen Mehrwert bieten.
Positivkriterien
Ziel ist es, MFI in den Fonds aufzunehmen, die sich durch besondere soziale und ökologische Geschäftstätigkeiten und -praktiken auszeichnen. Jedes MFI muss mindestens ein Positivkriterium erfüllen. Ziel ist es, sicherzustellen, dass das Portfolio nur MFI enthält, die in einer der von den Positivkriterien abgedeckten sozio-ökologischen Dimensionen sehr gut abschneiden.
- Menschen in ländlichen Gebieten
In ländlichen Gebieten gibt es häufig weniger Einkommensmöglichkeiten und weniger formelle und informelle Arbeitsplätze, insbesondere außerhalb der Landwirtschaft, als in städtischen und stadtnahen Gebieten. Dazu kommt oft eine mangelhafte Infrastruktur (z.B. Straßen, Strom, Schulen und Krankenhäuser). Die Mehrheit der Menschen in ländlichen Gebieten im Globalen Süden lebt in kleinbäuerlichen Haushalten.
Positiv bewertet werden Institute, die überwiegend Kredite an Menschen im ländlichen Raum vergeben. - Beratungs- und Bildungsangebote
Ein positiver Einfluss von Mikrofinanz hängt wesentlich von der Fähigkeit der Endkund*innen ab, Mikrofinanzangebote bedarfsorientiert für sich zu nutzen. Beratungen und Schulungen, die darauf abzielen, die finanzielle Bildung der Mikrokreditnehmer*innen zu stärken, sind daher besonders wichtig. Neben ökonomischen Beratungen und Schulungen bieten einige MFI Angebote zu sozialen und ökologischen Themen (z.B. spezielle Seminare für Frauen zur Förderung der Gleichberechtigung, Gesundheits- und Vorsorgeberatungen für Mikrofinanzkund*innen oder Seminare über eine nachhaltige landwirtschaftliche Arbeitsweise) an.
Der Zugang zu Bildung ist oft mit erheblichen Kosten verbunden und Schulen stehen nur unzureichende öffentliche finanzielle Mittel zur Verfügung. Das bedeutet für viele ärmere Menschen im Globalen Süden, dass sie häufig einen eingeschränkten Zugang zu Primärbildung haben. Mikrokredite für Schulen oder Schulgebühren können dazu beitragen, diese Situation zu verbessern, beispielsweise indem eine einmalige Belastung durch kleinere Beträge über einen längeren Zeitraum gestemmt werden kann.
Positiv bewertet werden daher MFI, die ein spezielles Beratungs- oder Schulungsangebot für ökonomische, soziale oder ökologische Themen für Endkund*innen anbieten oder die einen signifikanten Teil ihres Kreditportfolios in die Finanzierung von Bildung investieren. - Grüne Finanzdienstleistungen
Menschen im Globalen Süden sind besonders von den Folgen des Klimawandels bedroht. Sie sind für die klimatischen Veränderungen am wenigsten verantwortlich, leiden aber häufig unverhältnismäßig stark darunter. Grüne Finanzierungsangebote können die Resilienz von Menschen gegenüber den Folgen des Klimawandels unterstützen (z.B. durch Finanzierungen für Gebäudeenergieeffizienz, effiziente Heiz- und Kochmöglichkeiten, erneuerbare Energien und Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft).
Positiv bewertet werden daher Institute, die im relevanten Umfang Finanzdienstleistungen für erneuerbare Energien, Energieeffizienzmaßnahmen, grüne Technologien und in Bereichen wie nachhaltige Landwirtschaft anbieten. - Stärkung finanzieller Resilienz
Finanzielle Resilienz beschreibt die Fähigkeit, unerwartete Ausgaben oder einen plötzlich eintretenden Einkommensrückgang bewältigen zu können. Mikrofinanzkund*innen sind häufig unverhältnismäßig stark von individuellen, wirtschaftlichen und umweltbedingten Schocks betroffen, zumal der Zugriff auf soziale Sicherungssysteme begrenzt ist. Sichere und zugängliche Sparangebote ermöglichen es diesen Kund*innen, unerwartete Situationen finanziell zu überbrücken oder auch für größere Anschaffungen zu sparen.
Krankheit, Unfälle und Unwetter können Erspartes schnell aufzehren. Mikroversicherungen wie beispielsweise Lebens- oder Ernteausfallversicherungen können Menschen helfen, sich gegen Risiken zu schützen.
Positiv bewertet werden daher Institute, deren Kund*innen im signifikanten Umfang Angebote und Dienstleistungen wie Notfallkredite, Spareinlagen und freiwillige Versicherungen nutzen. - Zugang für Frauen
Eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Wirtschaftsleben ist in vielen Regionen weltweit nicht gegeben. Dies betrifft auch den Zugang zu Finanzdienstleistungen. Darüber hinaus ist die Teilhabe von Frauen und insbesondere die Repräsentation von Frauen in Führungspositionen innerhalb der MFI auch heute noch keine Selbstverständlichkeit.
Positiv bewertet werden daher Institute, die überwiegend Kredite an Frauen vergeben und in deren Führungspersonal Frauen signifikant vertreten sind. - Verbesserung des sozialen und ökologischen Performance Managements
Das soziale und ökologische Performance Management zeigt auf, inwiefern eine Organisation ihre erklärten sozialen und ökologischen Ziele erreicht. Viele MFI berichten – wenn überhaupt – nur eingeschränkt über den Mehrwert ihrer Produkte und Dienstleistungen, die Behandlung ihrer Mitarbeitenden sowie ihre finanziellen und nicht-finanziellen Ziele. Ein soziales und ökologisches Performance Management kann dazu beitragen, mehr Transparenz darüber zu schaffen, wie Managementsysteme, Prozesse und Produkte den sozio-ökologischen Auftrag des jeweiligen MFI in die Praxis umsetzen.
Positiv bewertet werden daher Institute, in denen ein zertifizierter Prüfer in den letzten drei Jahren ein SPI5 FULL Audit durchgeführt hat.
Ausschlusskriterien
Oberste Priorität hat für die GLS Investments, dass die Endkund*innen und deren Umfeld durch Mikrofinanzdienstleistungen nicht geschädigt werden. Um dies zu gewährleisten, werden fünf Ausschlusskriterien definiert:
- Verwendung von Mikrofinanzanlagen des Fonds für Finanzdienstleistungen außerhalb des Mikrofinanzsektors
- Finanzierung von MFI, deren Aktivitäten und Finanzdienstleistungen mit auf der IFC Exclusion List1 gelisteten Tätigkeiten in Verbindung stehen
- MFI mit mangelndem Engagement für Kundenschutz
- MFI, die international anerkannte Menschenrechtsstandards nicht einhalten und Menschenrechtsverletzungen nicht sanktionieren
- Investitionen in übersättigten Märkten
MFI, die gegen eines oder mehrere Ausschlusskriterien verstoßen, werden vom Fonds ausgeschlossen. Grenzfälle werden im Advisory Committee erörtert.