26.08.2024

Warum der Begriff "Globaler Süden" problematisch ist

Katharina Lange ist Nachhaltigkeitsanalystin in der Research Abteilung der GLS Investments und befasst sich in ihrem Arbeitsalltag vor allem mit den Themen Mikrofinanz und Entwicklungsfinanzierung. Wir haben sie gefragt, was der häufig verwendete Begriff „Gobaler Süden“ genau meint und warum er nicht unproblematisch ist.

Was meint der Begriff des sogenannten „Globalen Südens“? 
Katharina Lange: Der Begriff des „Globalen Südens” bezeichnet Staaten, die im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kontext im Vergleich zu anderen Ländern benachteiligt sind. 
 
Im Rahmen des Development Assistance Committee (DAC) gibt es eine Liste der OECD von Staaten, die Entwicklungshilfe in Form von Projekten zur Entwicklungszusammenarbeit sowie finanziellen und technischen Zuwendungen erhalten. Dies sind Länder, die nach Daten der Weltbank ein niedriges oder mittleres Bruttonationaleinkommen pro Kopf haben und nach Einteilung der Vereinten Nationen am wenigsten entwickeltet sind. 
 
Der Begriff ist vergleichsweise neu und wird seit den vergangenen zehn Jahren zunehmend verwendet. Insbesondere soll der Begriff – gemeinsam mit dem Gegenstück des „Globalen Nordens” veraltete Begriffspaare wie „Entwicklungs- und Industrieland“ oder „Erste und Dritte Welt“ ersetzen. Wichtig ist noch, dass es ein Konzept zur geopolitischen Einteilung von Ländern in der Welt darstellt, welches sich nicht auf geografische Verortungen beschränkt, sondern Beziehungen und Ungleichheiten abbildet. Das bedeutet, dass sich ein Land des „Globalen Südens” - trotz des begrifflich enthaltenen Südens - auch im Norden der Erdkugel befinden kann. 
 
Was ist problematisch am Begriff „Globaler Süden“? 
Zunächst dient der Begriff als Ordnungsfunktion in unserer komplexen Welt. Er gilt zwar als weniger belastend als die zuvor genannten Begriffspaare, dennoch kommt es inzwischen häufiger zu berechtigten Fragen, inwieweit das Konzept noch sinnvoll und angemessen ist. 
 
Die Einteilung der Welt in zwei Hälften – den „unterprivilegierten, armen Süden” und den „fortschrittlichen, reichen Norden” – stellt eine sehr vereinfachende, undifferenzierte Sichtweise dar, da beide Gruppen keineswegs eine homogene Masse bilden. Vor allem zur aktuellen Zeit erfahren wir, dass auch der Globale Norden Problemen und Herausforderungen in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und politische Freiheit begegnet. Gleichzeitig verändern sich die Gegebenheiten im Globalen Süden stetig. 
 
Zudem suggeriert die inhärente Zweiteilung der Welt eine Art Hierarchie. Insbesondere der unterstellte Mangel an Kompetenz und Kapazität des Globalen Südens ist für viele Bereiche problematisch und führt zu fehlgeleiteten Ergebnissen. Hier wünsche ich mir einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel und dass wir im „Globalen Norden” endlich das Potential des Unternehmertums in vielen Ländern des „Globalen Südens” realisieren. 
 
Wie gehen wir zukünftig mit dem Begriff des „Globalen Südens“ um? 
Uns ist bewusst, dass Worte und Kategorisierungen das Denken und die Perzeption der Welt beeinflussen. 
 
Derzeit – auch aus Ermangelung einer geeigneten Alternativbezeichnung – ist es für uns keine Lösung den Begriff nicht mehr anzuwenden. Daher haben wir uns dazu entschieden, den Begriff des „Globalen Südens” als weniger wertende Alternative zu anderen Kategorisierungen der vermeintlich von Unterentwicklung betroffenen Staaten weiterhin zu verwenden. Dies hilft uns in unserer Kommunikation bei der Beschreibung strukturell bedingter Ungleichheiten, unabhängig von der geografischen Lage. 
 
Dennoch möchten wir den Begriff kontinuierlich kritisch hinterfragen und da, wo es uns möglich ist, Länder (-gruppen) und Regionen möglichst konkret benennen.

 

--Marketing-Anzeige--

Die Angaben dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung oder ein Angebot bzw. eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen dar. 
Sie richten sich nicht an natürliche und juristische Personen, deren Wohn- bzw. Geschäftssitz einer ausländischen Rechtsordnung unterliegt, die für die Verbreitung derartiger Angaben Beschränkungen vorsieht, insbesondere nicht für US-amerikanische Staatsbürger oder Personen mit Wohnsitz bzw. ständigem Aufenthalt in den USA. 
Alleinige Grundlage für den Kauf von Fondsanteilen sind die Verkaufsunterlagen (Basisinformationsblatt, aktueller Verkaufsprospekt inklusive Anlagebedingungen, letztverfügbarer Halbjahres- und Jahresbericht). Eine aktuelle Version der Verkaufsunterlagen in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos in Papierfassung bei der Verwahrstelle, der Verwaltungsgesellschaft sowie im Internet unter www.ipconcept.com und www.gls-investments.de. 
Das Investmentvermögen weist ein nicht auszuschließendes Risiko erhöhter Volatilität auf. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung und garantiert nicht notwendigerweise positive Entwicklungen in der Zukunft. Generell birgt jede Investition das Risiko eines Kapitalverlustes. 
Bei der Darstellung der Wertentwicklung handelt es sich um Nettowerte. Der Wert kann sich um individuell anfallende Depotkosten vermindern. 
Eine Investition ist mit Risiken verbunden. Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte den aktuellen Verkaufsunterlagen. 
Die Verwaltungsgesellschaft kann beschließen, die Vorkehrungen, die sie für den Vertrieb der Fonds getroffen hat, gemäß Artikel 93a der Richtlinie 2009/65/EG und Artikel 32a der Richtlinie 2011/61/EU aufzuheben. Weitere Informationen zu Anlegerrechten sind in deutscher Sprache auf der Homepage der Verwaltungsgesellschaft (https://www.ipconcept.com/ipc/de/anlegerinformation.html) einsehbar.

Globaler Süden als Begriff erklärt