Veranstaltung zum Internationalen Tag der Kinderrechte
„Kinderrechte sind Nachhaltigkeit per excellence“
Am 18. November kamen in Berlin Expert*innen zusammen, um auf die Relevanz von Kinderrechten im wirtschaftlichen Kontext hinzuweisen. Warum ist das gerade jetzt wichtig?
Die UN-Kinderrechtskonvention von 1989 umfasst fundamentale Ansprüche wie Schutz vor Gewalt, Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung für Kinder. Inzwischen haben alle UN-Mitgliedstaaten, bis auf die USA, die Konvention ratifiziert. Dennoch bestehen große Herausforderungen, wie Lanna Idriss, Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit auf der Veranstaltung „Kinderrechte, Generationsgerechtigkeit und ethische Verantwortung“ in der Finanzwelt deutlich macht: 160 Millionen Kinder müssen täglich arbeiten, 258 Millionen Kinder haben keinen Zugang zu Bildung, 356 Millionen Kinder leben in extremer Armut, 500 Millionen Kinder befinden sich auf der Flucht, 1 Milliarde Kinder erfahren pro Jahr Gewalt und Missbrauch. Kriege, Gesundheitskrisen und Extremwetterereignisse verstärken humanitäre Notlagen von Kindern weltweit. Das US-amerikanische Entwicklungsministerium USAID soll unter Donald Trump heruntergefahren werden. Auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung plant ihre Ausgaben für humanitäre Hilfe drastisch zu kürzen. Weltweit betrachtet ist somit auch die moderne Zeit keine Zeit des unbeschwerten Aufwachsens.
Wirkung auf dem Kapitalmarkt
Wie können Investmentfonds Kinderrechte stärken? Der KinderZukunftsfonds von der KD-Bank und Kindernothilfe sowie der Kinder Perspektivenfonds von GLS Investments und SOS-Kinderdörfer weltweit gehen mit gutem Beispiel voran. Kinderrechtskriterien bestimmen die Auswahl der möglichen Investitionen der Fonds. Das Kapital soll in Unternehmen investiert werden, die beispielsweise die UN-Kinderrechtskonvention in ihren Referenzrahmen übernommen haben, besondere Kinderschutzmechanismen in ihren Lieferketten haben, speziell auf Kinder angepasste Produkte und Dienstleistungen produzieren oder besonders stark in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind. Die Expert*innen sind sich einig, allein mit der Kapitalallokation leisten sie nicht den gewünschten Beitrag zur Transformation. Vielmehr geht es darum, ein Signal zu setzen. Eine weitere Möglichkeit, bessere und kindgerechte Investitionsentscheidungen treffen zu können, sei es, Kindern und Jugendlichen zu zuhören und sie an den Entscheidungen teilhaben zu lassen, betont Moritz Homberger, selbst Mitglied des Jugendrates des KinderZukunftsFonds.
Für Lanna Idriss ist die direkte Ansprache von Entscheidungsträger*innen in Unternehmen der beste Weg, die Relevanz von Kinderrechten in wirtschaftlichen Zusammenhängen zu stärken. Fiona Exner, Impact Investing Managerin bei NEXT Generation Invest AG, zeigt, wie inklusive und nachhaltige Bildungsimmobilien echte Investitionschancen bieten können. Karsten Kührlings, Geschäftsführer der GLS Investments, betont die Notwendigkeit von innovativen neuartigen Finanzinstrumenten für echte Wirkung auf dem Kapitalmarkt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mit den aktuellen Finanzinstrumenten die Transformation schaffen. Wir brauchen hier deutlich mehr."
Nachhaltigkeit als Voraussetzung für Generationengerechtigkeit
Allein in den letzten drei Monaten erhielt die Organisation SOS-Kinderdörfer weltweit acht Aufrufe zur humanitären Hilfe, um in Überflutungsgebieten aktiv zu werden– so viele wie noch nie zuvor. Silvie Kreibiehl, Vorsitzende des Kriterienausschusses des KinderZukunftsFonds und Vorstandsvorsitzende von Germanwatch betont, Klimaschutz sei durch die Entscheidung vor dem Bundesverfassungsgericht endlich verfassungsrechtlich geboten und dürfe nicht auf künftige Generationen abgewälzt werden. Der Gründer und Geschäftsführer von United Sustainability Group, Dr. Daniel Dahm, verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen Überstrapazieren der planetaren Grenzen und Lebensfähigkeit zukünftiger Generationen. Die ökologische Krise sei auch eine soziale Krise. "Kinderrechte sind nicht ein weiteres Nachhaltigkeitsthema. Kinderechte sind Nachhaltigkeit per excellence,“ sagt Marian Klemm, Vorstandsvorsitzender, Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG).
Kinderrechte als Narrativ für die Transformation
Deutlich mehr Aufmerksamkeit brauche das Thema Kinderrechte weiterhin, da sind sich alle Beteiligten einig. Durch den Fokus auf Kinderrechte könne man offenere und konstruktivere Diskussionen führen. Vielleicht schaffe man es so auch, „mit den Augen der Kinder Verantwortung wahrzunehmen“, wie Silvie Kreibiehl es formuliert.
„Wir freuen uns sehr, dass wir kurz vor dem Internationalen Tag der Kinderrechte Aufmerksamkeit auf das Thema lenken konnten,“ sagt Karsten Kührlings nach der Veranstaltung.