08.04.2025

Interview: Mit Musik gegen Perspektivlosigkeit - Die Escuela Popular de Artes

Wie ein durch den B.A.U.M. Fair Future Fonds unterstütztes Hilfsprojekt Menschen in einem Katastrophengebiet neue Hoffnung schenkt

Da es uns als GLS Investments wichtig ist, über den klassischen Kapitalmarkt hinaus gesellschaftliche Wirkung zu entfalten, spenden wir regelmäßig einen Teil unserer Erlöse an sozial-ökologische Projekte. So fließt beispielsweise ein Teil unserer Einnahmen aus dem B.A.U.M. Fair Future Fonds in Hilfsprojekte für Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt. Die Auswahl der Projekte haben wir an die Stiftung Chancen für Kinder übertragen, die auf die Förderung nachhaltiger Bildungsprojekte spezialisiert ist. Eines dieser Projekte ist die Escuela Popular de Artes (EPA), eine soziale Musikschule, die 1998 in Chile gegründet wurde. Über die Ursprünge, Ziele und aktuellen Herausforderungen der EPA haben wir mit dem Sozialwissenschaftler und Lateinamerika-Experten Jürgen Schübelin gesprochen.

Herr Schübelin, Sie begleiten das Projekt Escuela Popular de Artes seit seinen Anfängen. Wie ist dieses besondere Projekt entstanden?

Obwohl Chile von seinen makroökonomischen Voraussetzungen her ein Mittelstandsland sein könnte, herrscht dort extreme soziale Ungleichheit und in der Folge bittere Armut. Diese zeigt sich insbesondere in den zahlreichen Armenvierteln, wo die Menschen nah am absoluten Existenzminimum leben. Aus dem Wunsch heraus, diesen Problemen etwas entgegenzusetzen, entwickelten die deutsche Sozialarbeiterin Michaela Weyand und der chilenische Musiker Eduardo Cisternas 1998 die Idee für die Escuela Popular de Arte.

Wie ging es dann weiter?

Der Zentrum stand zunächst der Wunsch, Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Vierteln durch musikalische und künstlerische Bildung neue Lebensperspektiven zu eröffnen. Michaela Weyand und Eduardo Cisternas begannen mit klassischer Stadtteilarbeit und führten die Kinder behutsam ans Musizieren und den Umgang mit Instrumenten heran. Schritt für Schritt wuchs daraus eine feste Struktur: ein eigenes Schulgebäude entstand, später sogar ein Orchester. Zeitweise wurden dort 150 bis 200 Kinder unterrichtet. 

Welche Bedeutung hat die Musik ihrer Erfahrung nach für die Entwicklung der Kinder?

Über die reine Musikausbildung hinaus hat die EPA einen viel größeren Einfluss. Die ambitionierte musikalisch-künstlerische Ausbildung durch professionelle Lehrkräfte fördert die persönliche Entwicklung und soziale Integration der Kinder und Jugendlichen. Wenn die Kinder in einem Ensemble mitwirken und damit in der Schule und öffentlich auftreten, stärkt das ihr Selbstbewusstsein und ihre sozialen Kompetenzen. Musik wird zu einem Werkzeug, um Perspektiven zu eröffnen, die im sozial schwierigen Umfeld sonst kaum möglich wären. Ich selbst habe die Schule über die vielen Jahre immer wieder besucht und war stets fasziniert von der Kraft und Energie, die aus der Arbeit dort entstanden ist. Und diese positive Energie hat weit über die Schulmauern hinaus auch bis in die Familien hineingewirkt. 

Im Februar 2024 hat eine schreckliche Katastrophe die Region erschüttert. Was ist dort genau passiert?

Durch Brandstiftung kam es im Februar 2024 zu einem Großfeuer in Viña del Mar und Valparaíso, das sich zu einer der größten Brandkatastrophen in der Geschichte Chiles entwickelte. Mehr als 8.500 Hektar besiedelte Fläche und Wald wurden vernichtet. Das entspricht fast der Fläche von Sylt oder Manhattan. Mehr als 15.000 Häuser und Hütten wurden zerstört und über 100 Menschen kamen ums Leben. Es war wirklich verheerend.

Welche Auswirkungen hatte diese Katastrophe auf die Escuela Popular de Artes, die ja Mitten im Katastrophengebiet steht?

Die Katastrophe war definitiv ein Wendepunkt für das Projekt. Zwar ist, wie durch ein Wunder, das Schulgebäude der EPA nicht zerstört worden, aber daran, dort das bisherige Programm fortzusetzen, war nicht zu denken. Stattdessen wurde das Gebäude kurzerhand zum Hilfszentrum umfunktioniert und es ging eigentlich nur noch um den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete. Und darum, den Menschen vor Ort Mut zu machen, an ihrer Seite zu stehen und die Kinder aus der extremen psychischen Stresssituation herauszuholen. 
Die Verantwortlichen der EPA versuchen, Momente zu schaffen, in denen es für die Kinder auch wieder etwas anderes gibt als die ansonsten stetig präsente existenzielle Bedrohung. Man muss sich vorstellen: Die allermeisten Häuser und Hütten vor Ort sind vollständig niedergebrannt, mit allem, was sich darin befand. Für viele Familien bedeutete das den Verlust ihres gesamten Besitzes. Und was natürlich noch viel schlimmer ist: Viele verloren auch Angehörige und Freunde.

Inwieweit hat externe Hilfe – etwa die der GLS Investments über die Stiftung Chancen für Kinder – bei der Bewältigung der Probleme geholfen und für was wurden die finanziellen Mittel eingesetzt?

Die Unterstützung über die Stiftung Chancen für Kinder hat in dieser Situation enorm geholfen, insbesondere, da sie sehr schnell und unkompliziert organisiert wurde. Verwendet wurden die Spendengelder vor allem für die Versorgung mit dem Allernötigsten: Suppen kochen, um die Leute zu ernähren, Verbandsmaterial und Medikamente zur Versorgung von Brandwunden. Es musste neue Kleidung besorgt werden, dazu lebensnotwendige Dinge wie Kochtöpfe, Haushaltsutensilien, Zelte, Decken, Hygieneartikel und vieles mehr.
Außerdem wurden große Mengen an Baumaterialien und Handwerkszeug benötigt, um die Häuser wiederaufzubauen. Viele der betroffenen Familien haben zu diesem Zeitpunkt in Zelten gelebt, häufig unmittelbar dort, wo vorher ihre Häuser gestanden hatten. Und tatsächlich konnten sogar auch einige Musikinstrumente wieder angeschafft werden – natürlich keine ganz teuren und empfindlichen, sondern einfache Dinge wie Percussion-Instrumente. Die Musik hilft den Kindern, mit dem Erlebten umzugehen und gibt ihnen ein Stück Normalität zurück.
Hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch die Unterstützung der mit der mit der Stiftung Chancen für Kinder und dem EPA-Projekt von Anfang an ganz eng verbundenen Musikerinnen des Hamburger Ensembles Salut Salon um Angelika Bachmann.

Wie sehen Sie in Anbetracht dieser Katastrophe die Zukunft des Projekts und was würden Sie angehen, wenn Ihnen mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stünden?

Ich hoffe sehr, dass die Umstände es bald wieder erlauben, dass sich der Schwerpunkt des Projekts wieder stärker auf die musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verlagert. Zusätzliche finanzielle Mittel würden dann sicherlich dazu genutzt werden, neue Arbeitsmaterialien und Musikinstrumente zu beschaffen. Eine Vision ist es, aus der Musikschule ein Kulturzentrum für den ganzen Stadtteil und seine traumatisierten Bewohner werden zu lassen – und so letztendlich noch mehr Angebote für eine noch größere Anzahl von Kindern und Familien anbieten zu können. Sehr langfristig gedacht wäre es natürlich auch schön, den Kindern aus diesem Projekt eines Tages erneut eine Konzert- und Begegnungsreise nach Deutschland ermöglichen zu können. Aber das ist wirklich Zukunftsmusik. Zunächst stehen weiterhin das tägliche Überleben und die Wiederaufbauanstrengungen im Mittelpunkt und zusätzliches Geld würde entsprechend dafür genutzt werden, den Kindern und Familien in dieser Phase des Wieder-Tritt-Fassen-Müssens und Neuaufbaus zur Seite zu stehen.

Wir danken Ihnen Dank für das Gespräch, Herr Schübelin, und wünschen weiterhin viel Erfolg für diese wichtige Arbeit.

Sehr gerne. Vielen Dank für Ihre Unterstützung! 
 

Zur Person

Der Sozialwissenschaftler Jürgen Schübelin leitete über 22 Jahre das Lateinamerika- und Karibik-Referat der Kindernothilfe in Duisburg. Zudem hat er für verschiedene Entwicklungsorganisationen in Lateinamerika gearbeitet, unter anderem für Brot für die Welt, EIRENE und die AGEH. Seit 2022 ist er im Ruhestand, engagiert sich aber weiterhin ehrenamtlich für Entwicklungs- und Kinderrechtsorganisationen und fungiert als Schnittstelle zwischen der Escuela Popular de Artes und der Stiftung Chancen für Kinder.
 

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Weitere Informationen über dieses und weitere von der Stiftung Chancen für Kinder geförderte Projekte finden Sie hier.

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  • Fotos 1&2 Hilfsprojekt: Jürgen Schübelin, Corporación Cultural Crearte

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