Inhaltliche Kooperation mit Crowdinvesting-Plattform frankly.green
Crowdinvesting in Emerging Markets
Die GLS Bank Gruppe macht Investitionsangebote, die nachhaltig menschliche und zukunftsweisende Ziele verfolgen, ohne dabei die Umwelt oder Gesellschaft zu belasten. Das Geld soll gezielt dorthin gelenkt werden, wo es am stärksten gebraucht wird, perspektivisch von klassischen Kapitalmarktinvestments stärker in Direktinvestments, Realwirtschaft und Innovationen. Damit soll aktiv die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft gestaltet werden. Ökonomischer Gewinn ist nicht der Zweck, sondern die Folge ihres Handelns. Das Geld wird gezielt dorthin gelenkt, wo es am stärksten gebraucht wird und seine Wirkung am größten ist. Eine Möglichkeit des Impact-Investments bietet das Crowdinvesting, bei dem Anleger*innen sich bereits mit kleinen Beträgen direkt an nachhaltigen Unternehmen beteiligen können, um ihr Wirkungspotenzial zu unterstützen. Mit Karsten Kührlings, der Geschäftsleiter der GLS Investments, haben wir die Chancen und Herausforderungen von Crowdinvesting, insbesondere in Emerging Markets genauer beleuchtet.
Die GLS Bank Gruppe hat mir der GLS Crowd selbst eine Crowdfunding-Plattform initiiert. Welche Rolle spielt Crowdinvesting im Bereich der nachhaltigen Investmentmöglichkeiten? Was macht Crowdinvesting so interessant für grüne Anleger?
Bei den direkten Investments in ein Projekt oder Unternehmen können die Anleger*innen transparent nachvollziehen, welche Wirkung das unterstützte Projekt bzw. Unternehmen entfaltet. Somit haben potenzielle Anleger*innen die Chance, bereits mit kleinen Beträgen am Erfolg des Unternehmens mitzuwirken und eine nachhaltige Zukunft mitzugestalten. Gerade bei der Start-Up-Finanzierung und im Bereich der Erneuerbaren Energien erfreut sich Crowdinvesting zunehmender Beliebtheit. Der hohen Nachvollziehbarkeit der Investitionen und den vergleichsweise niedrigen Anlagebeträgen steht jedoch das Einzelprojektrisiko gegenüber. Im Gegensatz zu einer breit diversifizierten Fondsanlage, ist ein Crowdinvestment hoch fokussiert.
Die Wirkung von nachhaltigem Crowdinvesting beschränkt sich allerdings nicht nur auf den deutschen oder europäischen Markt. Welche Herausforderungen bieten Emerging Markets im Vergleich zu Crowdinvesting in Deutschland?
Da in Emerging Markets das geltende Recht von der deutschen Rechtsgrundlage abweicht, kann sich das Risikoprofil für internationale Investments erhöhen. Crowdinvesting Plattformen, die in Emerging Markets agieren, müssen dies für jedes neue Land im Portfolio prüfen. Dazu eignen sich Partnerschaften mit lokalen Institutionen, die direkt vor Ort aktiv sind. Auch die Corona Pandemie kann sich international unterschiedlich stark in den Märkten auswirken. Einige Länder des Globalen Südens spüren heute deutlich die Konsequenzen der Pandemie, was zu neuen lokalen Herausforderungen führt. Hier gilt es als Crowdinvesting-Plattform zunächst die aktuellen Bedarfe im jeweiligen Markt zu identifizieren und dementsprechend zu handeln. So kann es etwa sinnvoll sein, Projekte zur Förderung der Energieautonomie im Gesundheitssektor durch die Installation von Photovoltaikanlagen auf Krankenhausdächern zu finanzieren, um vor Ort eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten.
Durch die fehlende verantwortliche Juristische Person in Deutschland, ist es schwieriger Projekte in Emerging Markets zu beeinflussen. Anleger*innen sollten sich der höheren Risiken als Nachrangkapitalgeber*innen im außereuropäischen Markt bewusst sein.
Welche Potenziale kann Crowdinvesting in Emerging Markets haben?
Das Wachstums- und Wirkungspotenzial von Crowd Investments in Emerging Markets ist enorm. Insbesondere in den Bereichen Umwelt und Soziales kann bereits mit kleineren Beträgen der Wandel zu einer nachhaltigen Welt vorangetrieben werden. In einer globalisierten Gesellschaft muss auch Nachhaltigkeit ganzheitlich und damit global gedacht werden, um den Weg für eine enkeltaugliche Zukunft zu ebnen. Dafür sind Impact Investments in Emerging Markets ebenso wichtig und sinnstiftend wie auf dem deutschen Markt.
Als Form der Direktinvestition bringt Crowdinvesting diverse eigene Risiken mit sich und eignet sich daher nicht für jedes Anlagevorhaben. Für wen stellt Crowdinvesting dennoch eine interessante Investitionsmöglichkeit dar?
Die Zielgruppe von Crowdinvesting Plattformen sind Anleger*innen, die sowohl etwas Gutes bewirken als auch eine Rendite erwirtschaften möchten. Als direkte Unternehmensbeteiligung zählt Crowdinvesting allerdings zum Risikokapital. Es besteht daher ein Totalverlustrisiko für das in einem Projekt investierte Kapital. Daher eignet sich eine Investition im Crowdinvesting nicht für risikoscheue Anleger*innen. Aufgrund der langfristigen Kapitalbindung über die gesamte Darlehenslaufzeit empfiehlt sich eine Investition überdies nur für als Beimischung ins Depot.
Wie sind Crowdinvestments aufgebaut und welche Potenziale für Innovationen bieten sie?
Crowdinvestings werden mehrheitlich über Nachrangdarlehen vergeben, bei denen die Crowdinvesting-Plattform als Vermittlerin zwischen Unternehmer*innen und Anleger*innen dient. Seit ihrer Gründung im Jahr 1974 findet die GLS Bank Lösungen für die Finanzierungsbedürfnisse ihrer Kund*innen. Für die damalige Zeit wurden ungewöhnliche Wege angeboten: Leih- und Schenkgemeinschaften ermöglichten schon mit kleinen Krediten die unmittelbare Teilhabe an der Finanzierung von Projekten. Crowdinvesting überträgt diese ursprüngliche Idee von Wertpapieren in die heutige digitale Welt. So verbindet auch unser Kooperationspartner, die GLS Crowd, erfolgreich Menschen, die mit ihrem Geld sozial-ökologische Projekte verwirklichen wollen, direkt mit Unternehmer*innen und deren nachhaltige Geschäftsideen. Gleichzeitig betreut die Plattform den Anlageprozess und informiert die Anleger*innen zum aktuellen Stand der Projektentwicklungen.
Crowdinvestings bieten prinzipiell noch weitere Potenziale für die Implementierung innovativer Finanzierungsinstrumente. So kann eine Plattform durch den Aufbau eines Crowdinvesting-Portfolios mit unterschiedlichen Risikoprofilen und Branchen zur Diversifikation für Anleger*innen die Renditechancen verbessern und Möglichkeiten zur Risikostreuung bieten.
Welchen Beitrag leistet die GLS Bank Gruppe bei dieser Aufgabe?
Neben der Kooperation mit der GLS Crowd unterstützt die GLS Bank als Durchführungspartnerin die im Oktober an den Markt gegangene nachhaltige Crowdinvesting Plattform frankly.green, die vorrangig grüne Projekte und Innovationen in Emerging Markets – vor allem in Ghana, Ruanda und Peru – finanziert. Die Plattform hat sich zum Ziel gesetzt, die Finanzierungslücke zwischen Mikrofinanzierung und Kreditfinanzierung zu schließen. Frankly.green entstand auf Initiative der Frankfurt School of Finance & Management und wird durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) gefördert. Mit der Frankfurt School blickt die GLS Bank auf eine langjährige Zusammenarbeit zurück. Gemeinsam haben sie 2015 den GLS AI – Mikrofinanzfonds aufgelegt. Nun unterstützt die GLS Bank die Frankfurt School Impact Finance, Betreiberin der neuen Crowdinvesting- Plattform, vor allem inhaltlich. Partnerschaftlich wird das Vorhaben, die Möglichkeiten von wirkungsstarken Investitionsmöglichkeiten für Privatanleger*innen in Emerging Markets auszubauen, von der Frankfurt School Impact Finance, dem Frankfurt School – UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance und der GLS Bank vorangetrieben. Die GLS Bank besetzt einen Platz im interdisziplinären Auswahlkomitee, welches vorab alle Investitionsmöglichkeiten bewertet, die auf der Plattform vermittelt werden. In regelmäßigen Abständen werden hier diejenigen Projekte ausgewählt und diskutiert, in die später über die Plattform investiert werden kann. Somit hat die GLS Bank die Chance das Projektportfolio von frankly.green mitzugestalten und die Potenziale von grünen Investments in Emerging Markets hervorzuheben.
Mehr Informationen zu Crowdinvesting unter www.gls-crowd.de und www.frankly.green.